Einführung in PRS

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🎯 Einführung in die Precision Rifle Series (PRS) oder Precision Rifle Shooting

 

Die Precision Rifle Series (PRS) ist eine relativ junge, aber international schnell wachsende Schießsportart, die das klassische Long Range Shooting (Schießen auf weite Distanzen) mit dynamischen und praxisnahen Herausforderungen verbindet.

Was macht diesen Sport aus?

 

PRS ist im Kern ein sportlicher Wettbewerb, der aus der Jagd- und der taktischen Scharfschützenszene inspiriert wurde und sich durch folgende Merkmale auszeichnet:

  • Praxisnähe und Dynamik: Im Gegensatz zu statischen Präzisionsdisziplinen wird beim PRS nicht nur liegend geschossen. Der Schütze muss schnell wechselnde, unkonventionelle Schießpositionen einnehmen, oft unter Zeitdruck.

  • Hohe Präzision: Obwohl schnell geschossen wird, ist die Präzision ultimativ. Auf weite Distanzen zählt jeder einzelne Treffer. Das Ziel ist es, in der vorgegebenen Zeit so viele Punkte wie möglich zu erzielen.

  • Mentale Herausforderung: Neben der Schießtechnik erfordert PRS ein hohes Maß an Kopfarbeit. Es gilt, die Ballistik in Echtzeit zu berechnen, Wind und Wetter zu beurteilen und eine Strategie für die jeweilige Stage zu entwickeln – oft erst kurz vor dem Start.

  • Ausrüstung und Technik: Der Sport treibt die Entwicklung von hochpräzisen Repetiergewehren, leistungsstarken Optiken (oft mit Absehen in der ersten Bildebene und MRAD-Einheit) und modernster ballistischer Messtechnik (wie Kestrel) voran.

Worin liegt der Reiz?

 

Der besondere Reiz von PRS liegt in der Vielseitigkeit und dem ständigen Problemlösen.

  1. Das Unbekannte Meistern: Jede Stage (Übung) ist neu und wird erst kurz vor dem Start bekannt gegeben. Es gibt keine Routine. Sie müssen sich schnell an unebenes Gelände, unkonventionelle Auflageflächen und wechselnde Bedingungen anpassen.

  2. Die Ballistik-Gleichung Lösen: Es reicht nicht, gut zielen zu können. Sie müssen verstehen, wie sich Ihr Geschoss verhält („Drop“ und „Drift“) und diese Parameter unter Berücksichtigung von Wind, Temperatur und Luftdruck präzise korrigieren.

  3. Mensch vs. Natur: Der Kampf gegen die Naturkräfte, insbesondere den Wind, ist ein zentrales Element. Die Fähigkeit, den Wind „zu lesen“ und die richtige Korrektur zu wählen, entscheidet über Sieg oder Niederlage.

  4. Die Gemeinschaft: Die PRS-Szene ist bekannt für ihre offene und hilfsbereite Gemeinschaft, in der das gemeinsame Lernen und die Freude am Sport im Vordergrund stehen.


📝 Der Ablauf eines PRS Matches

 

Ein PRS Match besteht aus mehreren einzelnen Übungen, den sogenannten Stages oder „Kursen“, die über den Tag verteilt absolviert werden.

1. Match-Organisation

 

  • Squads: Die Schützen werden in kleine Gruppen, sogenannte Squads, eingeteilt.

  • Rundlauf: Jedes Squad arbeitet die Stages nacheinander ab. Während ein Squad schießt, sichern die anderen Schützen und Zähler die Bahn (Safety Officer, Spotter). Dies sorgt für einen zügigen und sicheren Ablauf.

  • Information: Die genauen Abläufe der Stages werden meist erst kurz vor Match-Beginn oder sogar erst an der jeweiligen Stage bekannt gegeben.

2. Der Ablauf einer Stage (Übung)

 

Jede Stage ist ein Unikat und stellt eine spezifische Herausforderung dar.

Schritt Aktion Erklärung
Briefing Stage Walkthrough Der Range Officer (RO) erklärt die Regeln, die Ziele, die Schusszahl, die zugelassenen Anschläge und die maximale Zeit.
Vorbereitung Load & Make Ready Der Schütze hat eine kurze Zeit, um die Ziele zu spotten, seine Ausrüstung (Taschen, Bipod) zu positionieren und sich mental vorzubereiten. Das Gewehr wird geladen (meist 10 Schuss im Magazin).
Start „Shooter Ready? Standby… BEEP!“ Auf das Startsignal (meist ein akustisches „BEEP“ des Timers) beginnt die Zeit.
Schießen Execute Der Schütze muss alle vorgeschriebenen Schüsse in der Zeit abgeben, die Zielwechsel durchführen und die Positionen wechseln.
Ende „Stop! Unload and Show Clear!“ Nach Ablauf der Zeit oder wenn der Schütze fertig ist, wird die Waffe entladen und gesichert.
Wertung Scoring Für jeden Treffer auf die Stahlziele (Steel) werden Punkte vergeben. Fehlschüsse oder Überschreiten der Zeit führen zu Punktabzügen bzw. Null-Punkten für die nicht getroffenen Ziele. Präzision geht vor Geschwindigkeit!

⚙️ Die Kernfaktoren einer PRS Stage

 

1. Zielgrößen und Entfernungen

 

  • Ziele: Es wird in der Regel auf runde oder rechteckige Stahlplatten (Steel Targets) geschossen. Ein Treffer erzeugt ein deutliches Geräusch („Ping“) und ist visuell leicht zu erkennen.

  • Größen: Die Ziele sind relativ klein, oft im Bereich von 1 bis 2 MOA (Minute of Angle), was bedeutet, dass ein 1-MOA-Ziel auf 500 Meter nur etwa 14,5 cm im Durchmesser misst.

  • Entfernungen: Die Distanzen sind variabel und reichen typischerweise von 100 bis über 1200 Meter, in Abhängigkeit vom Kaliber. Viele Centerfire- (Großkaliber) Matches konzentrieren sich auf den Bereich von 300 m bis 800 m, wobei die Rimfire- (Kleinkaliber) Matches meist auf Distanzen von 25 bis 300 Meter ausgetragen werden.

2. Startpositionen und Auflageflächen

 

Der dynamische Aspekt von PRS erfordert das Schießen aus unkonventionellen Positionen.

  • Startpositionen: Liegend (oft auf dem Boden oder einer Matte), kniend, stehend oder hockend.

  • Auflageflächen (Barrikaden/Hindernisse): Die Waffe muss oft auf unebene, instabile oder kleine Oberflächen aufgelegt werden, z. B.:

    • Hölzerne Barrikaden (vertikal, horizontal, schräg)

    • Fässer, Reifen, Stahlträger

    • Leitern oder Plattformen

    • Dabei sind spezielle Schießsäcke (Bags) ein unverzichtbares Hilfsmittel, um eine stabile Auflage auf diesen unkonventionellen Oberflächen zu schaffen.

3. Wind, Wetter und Ballistik

 

Dies ist der technisch anspruchsvollste Teil des PRS.

  • Ballistik-Berechnung: Der Schütze muss vor dem Schuss den Geschossabfall („Drop“) berechnen. Auf 800 m kann ein Geschoss über 10 m fallen. Diese Korrektur wird am Zielfernrohr eingestellt (eingeklickt oder gedialt) oder über das Absehen (Holdover) gehalten.

  • Windeinfluss: Der Wind ist der größte variierende Faktor. Die Windabdrift („Drift“) muss präzise eingeschätzt werden. Der Schütze benötigt ein Kestrel (tragbares Wettergerät) und die Fähigkeit, die Windgeschwindigkeit an verschiedenen Stellen der Schussbahn (z. B. durch „Windfahnen“ oder das Flimmern der Luft, die Mirage) zu erkennen.

    • Windkorrektur: Die Korrektur wird ebenfalls in Mil (MRAD) oder MOA vorgenommen und kann auf weiten Distanzen erheblich sein. Ein ständiges Anpassen an wechselnde Windböen ist essenziell.

  • Wetter: Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit beeinflussen die Dichte der Luft und damit die Flugbahn des Geschosses. Moderne Ballistikrechner helfen, diese Werte präzise zu berücksichtigen.

4. Austragungsorte (Beispiele)

 

Da große Distanzen benötigt werden, finden PRS Matches oft auf speziell zugelassenen Schießanlagen statt:

  • Deutschland/Europa: In Deutschland gibt es Standorte mit Zulassung für weite Distanzen (z. B. Philippsburg). Matches finden auch zunehmend in europäischen Nachbarländern statt (z. B. in den Niederlanden, Belgien, Italien oder der Schweiz).

  • International: Die ursprüngliche PRS ist in den USA sehr populär, aber es gibt inzwischen offizielle Ligen und sanctioned Matches in vielen Ländern weltweit.